Das kommt jetzt auf deutsche Autofahrer zu
Ein Paukenschlag für die Autoindustrie in Deutschland!
Seit heute Mittag ist klar: Auffällige Abgaswerte gibt es nicht nur beim VW-Konzern. Das zeigt der „Bericht der Untersuchungskommission Volkswagen“, den Verkehrsminister Alexander Dobrindt (45, CSU) in Berlin vorstellte.
Folge: Mega-Rückruf! Rund 630 000 Autos in Deutschland müssen jetzt in die Werkstätten.
BILD erklärt, was jetzt auf Hunderttausende deutsche Autofahrer zukommt.
Die wichtigsten Fragen
► Welche Autos sind betroffen?
Zurückgerufen werden einzelne Modelle der Marken Audi, Mercedes, Opel und Porsche sowie einzelne bislang nicht beanstandete VW. Auch ausländische Marken sind betroffen.
Hersteller Fahrzeug-Modell
Alfa Romeo Giuletta 2.0
Audi A6 V6 3.0
Chevrolet Cruze 2.0
Dacia Sandero 1.5
Fiat Ducato 3.0
Ford C-Max 1.5
Ford C-Max 2.0
Hyundai ix35 2.0
Hyundai i20 1.1
Jaguar XE 2.0
Jeep Cherokee 2.0
Land Rover Range Rover 3.0
Mercedes-Benz V250 Bluetec 2.0
Nissan Navarra 2.5
Opel Insignia 2.0
Opel Zafira 1.6
Porsche Macan 3.0 V6
Renault Kajdar 1.5
Renault Kajdar 1.6
Suzuki Vitara 1.6
Volkswagen Amarok 2.0
Volkswagen Crafter 2.0
Betroffen sind auch jeweils andere Modelle, die den baugleichen Motor verwenden. Die meisten Fahrzeuge davon entfallen auf Volkswagen (293 000) und Mercedes (247 000).
► Was muss ich tun, wenn mein Auto dabei ist?
Zunächst nichts, das Auto kann weiter gefahren werden. Betroffene Halter werden vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) informiert. Details sollten mit einer Werkstatt des Herstellers geklärt werden.
► Machen die Autohersteller das freiwillig?
Ja. Die Behörde hat sich mit den deutschen Herstellern Mercedes, Volkswagen, Audi, Porsche und Opel auf das Verfahren geeinigt. Ein Unterschied zum dem VW-Abgasskandal, wo das KBA den Rückruf anordnete.
Dazu Mercedes-Hersteller Daimler: „Unsere Fahrzeuge sind nach den geltenden Rechtsvorschriften zertifiziert und zugelassen worden.“
► Gilt das auch für die ausländischen Hersteller?
Mit den ausländischen Herstellern gibt es laut Dobrindt bislang noch keine Vereinbarung. Der französische Renault-Konzern hätte aber eine ähnlich gelagerte Zusage in Aussicht gestellt.
► Warum werden die Modelle zurückgerufen?
Bei niedrigen Temperaturbereichen, dürfen die Abgasfilter von Dieselmotoren legal zeitweise abgeschaltet werden, damit die Motoren nicht durch Ablagerungen beschädigt werden. Diese Regelung haben einige Hersteller sehr „großzügig“ ausgelegt und z.B. schon bei 18 Grad Celsius die Reinigungssysteme abgeschaltet.
► Ist das verboten?
Nein. Es belastet aber die Umwelt mehr als nötig. Dobrindt zu BILD: „Mindestens kann man da berechtigte Zweifel haben, ob ein Thermofenster zu diesem Zeitpunkt mit Motorschutz begründbar ist.“
Klartext: Die Abschaltung der Abgasreinigung bei 17 Grad ist aus Motorschutzgründen sehr fraglich.
► Ist mein Auto jetzt weniger wert?
Unwahrscheinlich. In jedem Fall hilft der Gang in die Werkstatt, einen Wertverlust zu vermeiden.
► Warum wurden die Autos überhaupt geprüft?
Wegen des VW-Abgasskandals wollten die Prüfer herausfinden, ob in weiteren Autos Schummel-Software eingesetzt wird, mit der auf dem Prüfstand bessere Werte entstehen als im Alltag. Ergebnis: Nur VW hat auf diese Weise betrogen.
► Was mache ich, wenn mein Auto nach Werkstattbesuch mehr verbraucht?
Wer danach neue Mängel wie weniger Leistung oder einen erhöhten Verbrauch feststellt, sollte sich das durch einen Sachverständigen bestätigen lassen. „Ich habe nur dann einen Anspruch auf Rückabwicklung des Kaufvertrages, wenn ein so genannter wesentlicher Mangel vorliegt“, erklärt Jens Dötsch, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins. Der liege etwa beim Spritverbrauch bei einer nachträglichen Erhöhung ab zehn Prozent, sagt der Anwalt.
► Habe ich Anspruch auf einen Mietwagen während der Arbeiten in der Werkstatt?
Ob ein Anspruch auf einen Mietwagen oder Nutzungsausfall im Zuge des Werkstattaufenthalts besteht, muss im Einzelfall entschieden werden. „Wer beispielsweise auch nur für ganz kurze Zeit nachweislich auf ein Auto angewiesen ist, hat vor Gericht gute Karten, einen Anspruch auf einen Mietwagen zugesprochen zu bekommen“, sagt Verkehrrechts-Experte Dötsch. Empfehlung: Das Thema sollte man aktiv beim Hersteller ansprechen.
► Ist der Abgas-Skandal damit beendet?
Nein! Durch einen Tipp des Fahrzeugelektronik-Herstellers Bosch kam jetzt heraus, dass bei Fiat-Motoren die Abgasfilter öfter abgeschaltet werden. Ob diese neuen Tricksereien schon die letzten sind, weiß niemand.
► Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung?
Zum einen wird das Zulassungsverfahren beim KBA geändert. Die Behörde muss bei einer neuen Typengenehmigung eine Erklärung des Herstellers verlangen, ob er eine Software zum Herunterfahren der Abgasreinigung bei bestimmten Gegebenheiten benutzt.
Wenn ja, müssen die Funktionsweise der Software offengelegt und die Gründe für ihren Einbau dargelegt werden, bevor eine Zulassung erfolgen kann. Das KBA kann zudem Abgasmessungen auf der Straße vornehmen.
QUELLE:
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